Stell dir vor, ein Haus steht in Flammen. Du realisierst, dass in der oberen Etage noch ein Mensch eingeschlossen ist.

Was tust du? Kannst du den Menschen alleine dadurch retten, dass du dich in die gleiche Situation begibst? Läufst du unausgebildet und ohne die richtige Ausrüstung ins Feuer?

Exakt so kann es sich mit Mitleid verhalten…

Mitgefühl statt Mitleid.

Doch, was ist Mitleid überhaupt?

Umgangssprachlich sprechen wir von Mitleid, wenn wir uns gut in die Lage eines anderen versetzen können. Wenn wir dessen Situation als ungerecht, unverdient oder besonders schlimm empfinden und uns selbst gut vorstellen können, wie es uns in derselben Situation gehen würde.

Mitleid und die daraus folgende Haltung, wie z. B. Hilfsbereitschaft ist laut Wikipedia im Christentum ein zentraler Begriff. Wir dürfen davon ausgehen, dass unsere Gesellschaft ziemlich stark von den christlichen Vorstellungen von Mitleid als Tugend und allem, was noch daran hängt, geprägt ist.

Doch das Ganze hat Aspekte, die nicht auf den ersten Blick offensichtlich sind. Mitleid kann psychologisch betrachtet ungesund für beide Seiten sein.

„Ich brauche dein Mitleid nicht!“

Kennst du das unangenehme Gefühl, dass das Mitleid eines anderen in dir auslösen? Wenn alles in dir schreit: „Ich brauche dein Mitleid nicht!

In diesem Fall hat sich die andere Person „über“ dich gestellt. Sie demonstriert ihre Überlegenheit, ist vielleicht übergriffig und wahrt deine Grenzen nicht. Das heißt, ihr Mitleid macht dich „klein“. Es spricht dir indirekt ab, dass du in der Lage bist, dein eigenes Leben oder eine bestimmte schwierige Situation selbst zu meistern. Manchmal wird noch Dankbarkeit dafür erwartet, was es besonders unangenehm macht.

Diese Form des Mitleids erschwert, dass du selbst die Verantwortung dafür übernehmen kannst, wie es weiter geht. Dein Gefühl der Hilflosigkeit wird verstärkt, was dich wiederum lähmt. Vielleicht empfindest du selbst deine Situation gar nicht als bemitleidenswert. Eine sehr unangenehme Lage!

Und dann gibt es die Menschen, die stark „anfällig“ dafür sind, mit anderen mitzuleiden. Ein aus Kindheit gebliebenes Muster, das Aufmerksamkeit sichert. Auch die Angst selbst in eine derartige Lage zu kommen kann hier ein Auslöser sein.

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Mitleid – Grenzen verschwimmen…

Zu starkes Mitleid kann auch denjenigen lähmen, der mitleidet und dazu führen, dass diese Person nicht mehr zwischen dem anderen und sich selbst unterscheiden kann. Es macht hilflos. Die Grenzen verschwimmen, die eigenen und die fremden Probleme und Gefühle vermischen sich. Eventuell neigt sie schneller dazu, etwas auf den anderen zu projizieren, was mit demjenigen gar nichts zu tun hat.

Fakt ist: Wer übermäßig im Mitleid „hängt“, ist nicht mehr in der Lage, einem anderen Menschen wirklich zu helfen. Er ist handlungsunfähig und rennt buchstäblich ins tödliche Feuer. Ohne dafür ausgerüstet oder ausgebildet zu sein.

Mitleid hilft niemandem und ist niemals sinnvoll. Leid wird niemals dadurch kleiner, dass man mitleidet und sich ebenfalls schlecht fühlt.

Was ist der Unterschied zu „Mitgefühl“?

Der erste Unterschied ergibt sich schon aus den Worten: Mitleid bedeutet mitleiden. Mitgefühl bedeutet mitfühlen.

Mitgefühl ist eine Art herzliche Anteilnahme und hat mit Einfühlungsvermögen und Verständnis auf der Basis von Ebenbürtigkeit und Wertschätzung zu tun. Gleichzeitig ist eine objektive Sichtweise möglich.

Bildlich gesprochen ist es wie das Angebot einer herzlichen, tröstenden Umarmung, die von angenommen oder abgelehnt werden kann. Keiner von beiden fühlt sich dabei hilflos, die Grenze zwischen den eigenen Gefühlen, dem eigenen Leben und der anderen Person sind klar zu spüren.

Probleme können da gelassen werden, wo sie hingehören. Hilfsangebote findet auf Augenhöhe statt, sind angemessen, sinnvoll, zielführend und finden in direkter Absprache statt.

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Mitgefühl – Zuversicht statt Hilflosigkeit

Dies trägt zu einer Verbesserung der Situation bei. Sie lähmt oder schwächt nicht einen oder beide, sondern stärkt und gibt die nötige Kraft, die Dinge anzugehen. Mitgefühl ermöglicht einen Dialog und unterstützt dadurch das Finden von (kreativen) Lösungen. Statt Hilflosigkeit herrscht eher Zuversicht und Hoffnung.

Wichtig: Wer Mitgefühl zeigt, nimmt den anderen ernst.

Es lohnt sich also, aufmerksam zu sein in Bezug auf Mitgefühl und Mitleid.

Mein Tipp: Tritt gedanklich einen Schritt zurück und beobachte, bevor du ins Handeln kommst. Erst dann bist du in der Lage zu erkennen, wo Hilfe und Unterstützung sinnvoll ist.

Im Übrigen lässt sich das auch wunderbar auf Selbst-Mitleid und Selbst-Mitgefühl übertragen.

Selbst-Mitleid hält in einem Gefühl fest, keine Wahl zu haben. Man macht sich dadurch klein und gibt Verantwortung und Entscheidungsmöglichkeiten aus der Hand. Selbst-Mitgefühl hingegen ist elementar wichtig. Dadurch spendet man sich selbst Trost, findet neue Kraft und fördert zusätzlich seine Resilienzfähigkeit.

Fühlst du dich oft hilf- oder machtlos ausgeliefert?
Selbstzweifel lähmen dich?
Ungesunde Beziehungen pflastern deinen Weg?

Jeder von uns hat eine Geschichte, die erzählt, warum wir das machen, was wir machen. Warum wir das Leben haben, das wir haben.

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